1. Bevor das Schreiben beginnt – das Forschungsprojekt planen
Projektplanung
Die Vorbereitung der Laborphase braucht Zeit – häufig mehr als die eigentliche Untersuchung. Planen Sie Ihr Projekt sorgfältig. Die Zeit, die Sie zu Beginn investieren, sparen Sie später: Sie vermeiden nämlich Sackgassen, unvollständige Daten und die Wiederholung früherer Schritte.
Hypothesen formulieren
Fassen Sie zusammen, welche neue Erkenntnis Sie erarbeiten wollen. In welcher Weise erweitert Ihr Ansatz das Wissen des Fachgebiets? Formulieren Sie Ihre Hypothese. Darauf baut nachher auch ihr Fachartikel auf.
Fokussieren Sie sich in Ihrer Forschung darauf, diese Hypothese zu prüfen. Sie werden während der Arbeit neue Ideen bekommen; notieren Sie sie, aber konzentrieren Sie sich auf die Prüfung Ihrer Eingangshypothese!
Teamorganisation
Forschung ist Teamarbeit! Stellen Sie Ihr Vorhaben im Kollegenkreis vor und sammeln sie Feedback, Anregungen und Korrekturen.
Wenn Sie in einer Forschungsgruppe arbeiten, haben Sie komplexere Aufgaben. Fertigen Sie eine Liste der Rollen und Verantwortlichkeiten an, die auch bereits die Publikation im Auge hat – insbesondere: wer organisiert als „corresponidng author“ die Zusammenarbeit mit dem Verlag oder der Zeitschriftenredaktion?
Forschungsstand erheben
Stellen Sie sicher, dass Sie die Forschungsliteratur zu Ihrem Thema und den angrenzenden Gebieten überblicken.
Mögliche Publikationsorte
Aus der Beschäftigung mit der Forschungsliteratur ergibt sich automatisch die Bandbreite der infrage kommenden Zeitschriften für Ihren Artikel.
Durch frühzeitige Auswahl der infrage kommenden Titel erhöhen Sie die Chance, ihre Forschung auf diesen Publikationsort hin zu organisieren und damit die Veröffentlichungschance zu erhöhen.
Ethik und Recht
In den Autorenhinweisen Ihrer Ziel-Publikation erfahren Sie auch, ob ggf. die Stellungnahme einer Ethikkommission erforderlich ist. Insbesondere Zeitschriften aus den Life-Sciences verlangen häufig ein solches Votum. Beantragen Sie dies frühzeitig!
Wenn Sie ein medizinisches Forschungsprojekt planen, müssen Sie zudem eine Reihe von Vorschriften zum Persönlichkeitsschutz der Patienten beachten – gerade auch mit Blick auf die spätere Veröffentlichung. Lassen Sie sich im Zuge der Studienteilnahme die Veröffentlichungsrechte – beispielsweise für Abbildungen – bestätigen.
2. Die Wahl der Zeitschrift
Thematischer Focus
In vielen Fällen verhindert die Auswahl der Zeitschrift, dass Fachartikel veröffentlicht werden, deren zugrundeliegende Forschung methodisch und in den Ergebnissen sehr solide ist.
Nehmen Sie nur jene Zeitschriften in die engere Auswahl, in denen zuvor schon verschiedentlich über Ihre Thema publiziert wurde – dort werden Sie das größte Interesse an Ihrer Arbeit finden.
Impact Factor
Das „ranking“ – in der Regel ausgedrückt durch den „impact factor“ einer Zeitschrift – ist ein zweischneidiges Schwert. Die Tatsache, dass ein Impact Factor vergeben wird, bescheinigt zunächst einmal eine formale wissenschaftliche Mindestqualität. DerTitel erscheint dann seit mindestens zwei Jahren regelmäßig, und er ist in den Zitierungen benachbarter Zeitschriften präsent.
Die Höhe es Impactfactors allerdings ist nur sehr begrenzt aussagefähig. Relevant ist vor allem die Rangfolge der thematisch eng-benachbarten Zeitschriften untereinander. Diese Information wird allerdings von den Verlagen nur selten auf der Website publik gemacht. Sie können dieses Ranking in Ihrer Bibliothek im Science Citation Index recherchieren.
Acceptance rate
Aussagekräftiger sind die Angaben über die acceptance-/rejection rate einer Zeitschrift, die teilweise durchaus werden, um den Qualitätsanspruch einer Zeitschrift zu unterstreichen. Sie erhalten damit also ein Gespür für die Ansprüche an Qualität und Neuigkeitswert im Auswahlverfahren – und die statistische Wahrscheinlichkeit, mit einem Manuskript akzeptiert zu werden.
Streben Sie eine Veröffentlichung in einer relevanten Zeitschrift an – aber bleiben Sie realistisch. Wenn Sie auf sehr hochrangige Zeitschriften Zielen und nicht wirklich grundlegend neue Erkenntnisse darstellen, werden Sie Ablehnungen erhalten und letztlich Zeit verlieren.
Publikationsgeschwindigkeit
Wenn Ihnen die umgehende Publikation Ihres Artikels wichtig ist, sollten Sie nach Angaben zur Publikationsdauer suchen – oder fragen. In vielen Fachgebieten konkurrieren die Zeitschriften mittlerweile in Bezug auf Geschwindigkeit, so dass dies ein Auswahlkriterium für Sie sein könnte.
Publikationsgebühren
In einigen Fällen verlangen Zeitschriften Gebühren im Zuge der Publikation. Typischerweise wird dies in folgenden Fällen verlangt:
- Manuskriptüberlänge,Farbabbildungen oder Begleitmaterial (beides erhöht typischerweise die Kosten für Print-Zeitschriften)
- Open-Access-Gebühren als freiwilliger Service – dann wird Ihr Artikel elektronisch für jedermann erreichbar, auch wenn die Zeitschrift nur für Abonnenten verfügbar ist
- Open-Access-Gebühren als originäres Geschäftsmodell – in dem Fall finanziert sich die Zeitschrift ausschließlich über Gebühren
Aims and scope
Das thematische Profil einer Zeitschrift – „aims and scope“ – ist üblicherweise auf der Website klar dargestellt. Ergänzend hilft ein Blick auf die bislang veröffentlichten Artikel, um zu erkennen, ob Ihr Artikel in den Zuschnitt der Zeitschrift passt.
Sie können auch im Vorfeld mit der Zeitschrift Kontakt aufnehmen und sich erkundigen, ob Ihr Thema für den Titel geeignet ist.
Wenn eine Zeitschrift „calls for papers“ veröffentlicht, gibt es offensichtlich Bedarf an geeigneten Manuskripten. Ihre Chancen auf Veröffentlichung dürften bei diesen Titeln gut sein.
3. Das Verfassen des Artikels
Der Argumentationaufbau
Fokussieren Sie sich auf die Darstellung Ihrer eingangs aufgestellten ypothese und der Schritte zu ihrer Validierung oder Falsifizierung. Verfassen Sie eine Gliederung – und folgen Sie ihr.
Formale Anforderungen
Lesen Sie die Autorenrichtlinien der von Ihnen anvisierten Zeitschrift sorgfältig. Regeln zur Formatierung, Aufbau, Stil, Absctract, Abbildungen, Tabellen, Literaturverweise etc. sollen Sie exakt einhalten.
Der Stil
- Schreiben Sie in der Vergangenheit und Passiv („RNA was extracted from…“)
- Führen Sie keine neuen Abkürzungen ein – sie behindern den Lesefluss.
- Gliedern Sie Ihren Artikel in Absätze mit Zwischenüberschriften
- Bezeichnen Sie Abbildungen und Tabellen so, wie es in den Autorenrichtlinien gefordert ist.
- Schreiben Sie präzise und nicht ausufernd. Kürzere Sätze und kürzere Beiträge werden eher bis zum Ende gelesen.
- Schreiben Sie mit dem Anspruch, dass Ihre Arbeit ein relevanter Erkenntnisgewinn ist. Andernfalls wird Ihre Aussage übersehen (auch wenn sie relevant ist!)
Publikation auf Englisch
Wenn Sie auf Englisch publizieren, lassen Sie Ihren Artikel von fachlich qualifizierten Muttersprachlern gegenlesen und redigieren. Klar verständliche – grammatisch korrekte Sprache ist unumgänglich in internationalen Publikationen. An dieser erste Hürde scheitern bereits viele Artikel, noch bevor sie in das Peer-Reviewing gegeben werden.
Die Firma www.enago.de hat sich auf die Unterstützung von Wissenschaftlern genau an dieser Stelle spezialisiert.
Qualitätskontrolle
Führen Sie mehrere Korrekturschleifen durch. Lesen Sie Ihren Beitrag kritisch und stellen ihn im Kollegenkreis zur Diskussion, um Schwächen zu erkennen. Wenn Sie Schwachstellen in den Forschungsdaten erkennen – und diese nicht mehr zu korrigieren sind – sprechen Sie die in ihrem Artikel an und begründen es. Sie können damit eventuelle auf mögliche Folgeuntersuchungen hinweisen; vor allem aber vermeiden Sie, dass Ihre Arbeit im Ansatz negativ kritisiert wird.
Vermeiden Sie „Vorpublikation“
Wenn Sie die Ergebnisse Ihrer Arbeit vor der Publikation auf einer Konferenz vorstellen, widerspricht dies möglicherweise den Richtlinien ihrer angestrebten Zeitschrift. Der Artikel gilt dann nicht mehr als „Erstpublikation“.
Auf der anderen Seite können Sie natürlich gerade auf Konferenzen hilfreiche Hinweise für die Endfassung Ihrer Arbeit bekommen.
Wenn Sie Ihre Ergebnisse vorab präsentieren wollen, prüfen Sie die Autorenrichtlinien – oder fragen bei der Zeitschriftenredaktion nach den hausinternen Regeln in diesem Fall.
4. Die Elemente des Artikels
Titel
Der Titel soll das Thema und die Hauptaussage beschreiben. Vermeiden Sie unterhaltsame und „attraktive“ Überschriften.
Ihr Beitrag wird in Suchmaschinen und Recherchetools nur dann gut gefunden – und damit letztlich zitiert! – wenn Sie nüchtern und präzise den Inhalt beschreiben.
Autoren und Mitarbeiter
Wer als Autor zählt, ist bei größeren Forschungsteams bisweilen umstritten. Der Verband medizinischer Redakteure – ICMJE (http://www.icmje.org/) – versucht eine Definition in diesem Sinne: Autor ist, wer einen erkennbaren Beitrag leistet zum
- Konzept oder Design der Studie, zur Datenerhebung oder -analyse oder zur Interpretation der Daten.
- Zum inhaltlichen Entwurf und der Überarbeitung des Manuskripts
- Zur Verabschiedung der finalen Version des Artikels.
Alle drei Voraussetzungen müssen dabei zusammenkommen.
Der corresponding author organisiert die Kommunikation mit der Zeitschrift und intern. Es ist nicht zwingend, dass diese Rolle in der Forschungs- und Autorengruppe hierarchisch besetzt ist.
Die sprachliche Überarbeitung und Redaktion von professionellen Dienstleistern wird von vielen Verlagen und Zeitschriften durchaus begrüßt. Wenn ein solcher Service mit der Überarbeitung beauftragt wird, sollte dies in der Liste der Beiträger – aber nicht als Autor – vermerkt werden. Durchaus auch mit Angabe des Namens und ggf. der Organisation oder Firma.
Abstract
Der Abstract ist – zusammen mit dem Titel Ihres Aufsatzes – ein entscheidendes Element, wenn es um die Auffindbarkeit des Beitrags in Suchmaschinen und Rechercheinstrumenten geht.
Der Abstract ist übrigens auch jener Teil der Ihrer Arbeit, den man auch ohne Abonnement online lesen kann. Sie erreicht mit diesen Zeilen also uneingeschränkt jeden Ihrer Kollegen.
Der Absatz stellt in wenigen Sätzen den Kern Ihres Aufsatzes dar:
- Das Ziel der Untersuchung. – Sinnvoll ist dabei auch ein Satz zur Einordnung der Forschung in den größeren Zusammenhang. Insbesondere in wissenschaftlichen Magazinen, wo die Redakteure in der Regel keine Fachleute für Ihr Spezialgebiet sind, kann ein Satz zur Orientierung hilfreich sein.
- Die angewandte Methode
- Die Ergebnisse
Artikel
Der Artikel untermauert diese Aussage – unabhängig von der Länge üblicherweise in vier Schritten:
- Die Einführung mit einer kurzen Darstellung des Erkenntnisstands der Disziplin und einem Überblick zur Literatur
- methodischer Ansatz
- Forschungsergebnisse und Analyse der Daten
- Diskussion der Ergebnisse
Illustrationen
Stellen Sie sicher, dass Ihre Abbildungen und Tabellen selbsterklärend sind. Da diese in vielen elektronischen Zeitschriften neben dem Abstract dargestellt werden, helfen Sie, Leser auf Ihren Artikel aufmerksam zu machen.
Daten
Wenn Sie auf umfangreiche Datensammlungen Bezug nehmen, stellen Sie sicher, dass Ihre Leser die Rohdaten einsehen können. Nutzen Sie dafür Angebote Ihrer Institution oder Services wie www.figshare.com
Declaration of Interest
Legen Sie sämtliche Formen von Unterstützung offen, die Ihre Arbeit oder Studie potenziell angreifbar machen. Es geht vor allem um:
• Finanzielle Unterstützung
• Sachmittel
• Loyalitätszwänge wie Firmenzugehörigkeit o.ä.
Literaturliste
Sämtliche Literatur, die zitiert -oder auf die Bezug genommen wird, muss in die Literaturverweise aufgenommen werden. Dies unterstreicht die Sorgfalt, mit der Sie gearbeitet haben, und es verhindert, dass Sie sich dem Vorwurf des Plagiats aussetzen.
Arbeiten Sie beim Zitieren der Literatur sorgfältig: übernehmen Sie keine Referenz „aus zweiter Hand“, sondern prüfen Sie JEDEN Verweis in der Originalpublikation. Es gibt unzählige Fälle falsch verstandener und tradierter „Referenzen“!
Nutzen Sie Bibliographie-Programme wie EndNote, RefWorks oder Citavi, um Ihre Literaturhinweise zu organisieren. Damit bleiben Ihre Angaben konsistent, auch wenn Sie in späteren Bearbeitungsschritten noch Änderungen im Text vornehmen.
Cover Letter
Der Cover Letter ist das erste Dokument, das der Redakteur liest. Dieser Text bestimmt die Brille, mit der der eigentliche Artikel gelesen und begutachtet wird. Der Cover Letter ist daher de facto ein Werbebrief, und er sollte dementsprechend sorgfältig geschrieben sein. Auch hier ist es sinnvoll professionell Hilfe von Editorial Services in Anspruch zu nehmen – etwa von www.enago.de.
5. Schlussprüfung und Abgabe
Keine Doppeleinreichung
Reichen Sie Ihren Artikel stets nur bei einer Zeitschrift ein. Doppelpublikation wird unweigerlich bekannt werden, und Sie riskieren, dass beide Publikationen zurückgezogen werden.
Textlänge
Prüfen Sie die Anzahl der Worte für Abstract und Artikel und gleichen Sie sie mit den Autorenrichtlinien ab.In vielen Fällen wird eine maximal erlaubte Anzahl von Wörtern festgelegt.
Schlagworte
Wenn Sie Schlagworte für Ihren Artikel vergeben können, sollten Sie so viele Begriffe wie mögich vergeben. Dies wird die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Ihr Artikel in Suchmaschinen und Recherchediensten gefunden wird.
Reviewer
Wenn die Zeitschrift erlaubt, Reviewer zu empfehlen oder auszuschließen, dann nutzen Sie diese Möglichkeit. Reviewer werden häufig unter Autoren früherer Artikel in dem Fachgebiet angesprochen. Wenn Sie also von bestimmten Kollegen begutachtet werden möchten, dann ist es sinnvoll, Ihren Artikel bei einer Zeitschrift einzureichen, wo auch die bevorzugten Kollegen publizieren.
6. Nach der Manuskripteinreichung
Auf das Gutachten reagieren
Sobald Sie die Anmerkungen der Peer-Review Gutachter erhalten haben beantworten Sie sie sorgfältig Punkt für Punkt. Stellen Sie daran, an welchen Punkten Sie Ihren Artikel entsprechend nachgearbeitet haben – und an welchen nicht (und aus welchen Gründen).
Ihre Antwort – auch ggf. die Durchführung weiterer ergänzender Untersuchungen – sollte zügig erfolgen. Wenn Sie für weitere Untersuchungen Zeit benötigen, dann teilen Sie dies der Redaktion mit, damit man sich darauf einstellen kann.
Sprache und Ton der Wiedereinreichung
Der Ton Ihrer Antwort ist nun sehr wichtig. Sie wollen mit den Gutachtern keine Argumentation beginnen. Wenn Sie einen anderen Standpunkt vertreten, dann sollten Sie dies nur tun, wenn Sie ihn mit harten Fakten untermauern können. Auch hier ist die Unterstützung durch einen Service wie www.enago.de hilfreich.
Es ist geschafft – Druckfahne prüfen
Wenn Ihr Artikel zur Publikation akzeptiert wurde, dann sollten Sie die Druckfahnen (page proofs) umgehend prüfen und freigeben. Üblich ist eine Freigabe innerhalb von 24 oder 28 Stunden.
Haben Sie Fragen zu meinen Kursen „Wissenschaftliches Publizieren„? – Oder möchten Sie eine eigene Zeitschrift gründen?…
…rufen Sie mich an: +49 171 3171297
email: joachim.engelland@engelland.com
Skype: joachim.engelland