(für den SoS-Chor Stetten im Remstal)
Pfingsten ist ja ein eher abstraktes Fest. Worum geht es da noch gleich…? Ausgießung des Heiligen Geists? Der wurde ja dann in der Kunstgeschichte meistens als Taube dargestellt. Ob man (Ostern oder Weihnachten im Hinterkopf) einmal an Schokoladen-Tauben denken sollte… vielleicht doch besser nicht.
Dabei berührt das Wunder zu Pfingsten einen akuten Mangel unsrer Zeit. Denn mit der Ausgießung des Heiligen Geistes wurde etwas Überraschendes möglich: Verständigung, wo das niemand für möglich hielt. Sprachgrenzen spielten keine Rolle mehr.
Mythologisch ausgedrückt wird damit die babylonische Sprachverwirrung überwunden. Die Folge eines etwas übermütigen Turmbaus vor langer Zeit…
Ganz praktisch aber entsteht hier zu Pfingsten erst das Christentum. Die kleine Gruppe hebräisch sprechender Jesus-Anhänger – man kann schon sagen: eine jüdische Sekte – sprach zu allen Völkern, die sich da in Jerusalem versammelt hatten. Sie öffnete sich zur Welt.
Von da an war klar, dass es Christentum nur noch „multikulti“ gibt. Um zur Gemeinde zu gehören, braucht man keine „Volkszugehörigkeit“, keine „nationale Identität“ oder Eltern mit dem richtigen Pass.
Die christliche Religion hat sich seitdem weit verbreitet. Ein Drittel der Menschheit bekennt sich heute dazu. Und Kerngedanken des christlichen Menschenbilds und der Ethik sind mehr oder weniger Teil unseres sittlichen Empfindens. – Ja sogar Teil unserer Verfassung und des übernationalen Rechts.
Die Würde des Menschen (JEDES Menschen) darf nicht angetastet werden. Der Staat hat den Auftrag, sozial zu handeln. (siehe die Artikel 1 und 20 des Grundgesetzes). Und wem Demokratie oder Menschenrechte vorenthalten werden, der kann sein Land vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagen.
Das sind großartiger Errungenschaften. Aber es reicht natürlich nicht. Am Ende zählt ja, ob der „Spirit der Nächstenliebe“ und der Wille zur Verständigung – um diese Aspekte des Heiligen Geistes einmal etwas flapsig zu benennen – ob dies im täglichen Leben ankommt. Wie weit jeder Einzelne von uns es in seinem Wirkungsbereich verkörpert.
Und insofern ist das Geschehen zu Pfingsten nicht nur Wunder, sondern auch Anstoß zum Nachmachen. Verständigung suchen, wo sie scheinbar unmöglich ist.
Zwar sind wir inmitten von 84 Millionen deutschen Staatsbürgern alle nur kleine Lichter. – Aber immerhin! Es kommt ja auf jeden Einzelnen an. Wenn nur jeder sein Licht entsprechend leuchten lässt.
Ach so, ja. Das Lied zum Fest? – Ich schlage vor “This little light of mine.”
This little light of mine
I′m gonna let it shine
Let it shine, let it shine, let it shine
Frohe Pfingsten!
Joachim Engelland
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