Warum auf der SPD-Liste?

Warum ÜBERHAUPT in eine Partei?

Erstmal: warum sollte man überhaupt Mitglied einer Partei werden? – Es kostet Geld und Zeit Vor allem Abende mit Gesprächen, Abstimmungen, Formalien…

Kurz gesagt: Parteien sind in einer Demokratie, die eine unvorstellbar vielfältige Menge von Menschen repräsentieren soll, unersetzlich.

Das Wort Partei ist aus dem Lateinischen (pars) abgeleitet. Es bedeutet „Teil eines Ganzen“. Das Ganze – also unsere Gesellschaft – umfasst in Deutschland derzeit 85 Millionen Menschen. So eine hohe Zahl kann man sich kaum vergegenwärtig. Aber Stellen Sie sich mal zwei Europaletten im Supermarkt vor. Beide voll mit Reispaketen; die eine vielleicht schon etwas leergeräumt. Die Zahl der einzelnen Reiskörner dürfte so im Bereich 85 Millionen liegen.

All diese Menschen wollen einfach gut zusammenleben. Sie wollen Sicherheit wenn’s brennt oder wenn sie einen Unfall hatten, saubere Luft und Wasser, intakte Straßen und Schienen, für die Kinder Schule und Ausbildungsmöglichkeiten…

Nur wie GENAU das gemacht werden soll – darüber gehen die Ansichten auseinander. Und darüber müssen sich die 85 Millionen nun austauschen. Und ein Verfahren finden, wie sie das, was sich NICHT im Supermarkt kaufen lässt, gemeinsam hinbekommen. Also z.B. die eben genannten Ziele.

Um es nochmal auf Kernen runter zu brechen: Stellen Sie sich vor, es gäbe nur ein einziges Thema zu besprechen: wie soll der Neubau der Haldenschule in Rommelshausen aussehen – und wieviel Geld wollen wir dafür ausgeben? Dann sollten sich die 15.000 Einwohner von Kernen darüber unterhalten, abwägen, entscheiden…?

Hier kommen Parteien und Wählervereinigungen ins Spiel. Sie bündeln, fokussieren, organisieren den Austausch. Das hat nichts mit Parteiprogrammen zu tun, sondern mit dem Zusammenbringen der verschiedenen Aspekte. In Ortsvereinen, Fraktionen, Veranstaltungen der Parteien werden die Themen diskutiert – und dann im Gemeinderat zur Entscheidung gebracht.

Die Parteien bilden Brücken der Verständigung in der Horizontale der gesamten Gesellschaft.

Verantwortung fürs Ganze – der erdende Realitäts-Check

Die Parteien nominieren danach auch diejenigen, die in den kommenden Jahren tatsächlich die Weichen stellen und entscheiden. Sie treffen also eine Art Personal-Vorauswahl statt. Die entscheidende Wahl hat dann am Ende jeder einzelne von Ihnen.

Und wenn die Kandidaten erfolgreich waren und das Amt übernommen haben, werden sie in der Praxis mit Abwägungsfragen und realen Zwängen konfrontiert.

Die Haushaltsmittel sind begrenzt. Bekommt die Schule die 1A-Ausstattung; und es bleibt kein Geld für die Straßensanierung? Lässt sich der Haushalt entlasten, indem die Gewerbesteuer erhöht wird – oder überfordert das die ansässigen Betriebe? Kann die Wiese zum Parkplatz ausgebaut werden, oder stehen dem Umweltschutzgesetze entgegen?

Kein Wahlprogramm und kaum ein „Wahlversprechen“ lässt sich komplett realisieren. Über die Gründe informieren dann die Amtsträger wiederum in Parteiveranstaltungen und -gremien. Damit bauen die Parteien also zweitens auch kommunikative Brücken in der Vertikale der Gesellschaft. Zwischen „oben“ und „unten“ – zwischen Verwaltung, Regierung und Volk.

Das ist wichtig, denn damit behält die Partei – dieser „Teil“ der Gesellschaft – eben dann doch das „Ganze“ im Blick. Und kann sich daran orientieren und weiterentwickeln. Und wenn einer Partei das nicht gelingt, dann verliert sie letztlich Bedeutung.

Das kann man vermutlich schwer vorhersehen. Die Piraten-Partei und Republikaner der Achtzigerjahre verschwanden wieder aus den Parlamenten. Die Grünen reiften zur Volkspartei und stellen mittlerweile hier in Baden-Württemberg den Ministerpräsidenten.

Sozialdemokratie

Ich habe die Entscheidung lange vor mir hergeschoben, ob ich Mitglied einer Partei werden sollte. Ich glaube, ich habe zu genau in die Parteiprogramme gesehen. Und da war immer das ein oder andere, was mir aufstieß. Auch in SPD-Programmen.

Aber wenn man einen Schritt zurücktritt und den Blick weitet, sind es neben den Programmen auch andere Faktoren, die so etwas wie „politische Heimat“ ergeben.

Da kommt familiäre Prägung hinein. Meine Studienförderung durch die Friedrich-Ebert-Stiftung. Immer wieder Berührung mit Sozialdemokratischer Geschichte. Prägende Personen und die Werte, die sie verkörperten.

Vor allem aber das gewachsene Verständnis dafür, dass man nicht immer nur kritisieren kann… Man muss schon auch selber was tun. Sich einbringen mit den eigenen Erfahrungen, Werten, Einsichten.

„Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.“ Bestimmt unser Grundgesetz. Und es ist genau dieses Mitwirken an der politischen Willensbildung, was ich mit meiner SPD-Mitgliedschaft anstrebe.

Bislang war ich dabei vor allem im Wissenschaftsforum der SPD aktiv. In einem Themenfeld, das enge Berührung mit der Branche hat, in der ich arbeite. (Wer sich für den Themenbereich Wissenschaftsverlage interessiert, bitte hier entlang…)

Das Feld der Kommunalpolitik ist mir in den letzten Jahren allein dadurch wichtiger geworden, weil ich mich in der Gemeinde und im Landkreis recht wohl fühle. (Zum Gefühl der Heimat habe ich an dieser Stelle einige Stichworte geschrieben.)