Kennen Sie „Prepper“? – Das sind die Leute, die eigentlich etwas sehr Vernünftiges tun. Sie bereiten sich auf eine Situation vor, in der nichts mehr so funktioniert, wie gewohnt. Wo es um das Überleben geht: Krieg, Überschwemmung, Waldbrand, Ausfall von Strom und Gas, Wasserknappheit, Pandämie…
All dies sind realistische Szenarien. Wohl dem, der im Falle eines Falles vorbereitet ist. Wasservorrat, Taschenlampe, Feuerzeug, Radioempfänger… Sie finden eine Checkliste dazu zum Beispiel hier. Auf Englisch heißt „vorbereitet sein“: „to be prepared“.
Und daher stammt der Begriff „Prepper“. Er bezeichnet Menschen, die für sich selbst besonders intensiv vorsorgen. Die sich auf das Überleben als Einzelkämpfer oder als kleine Gruppe vorbereiten. Das nimmt zuweilen skurrile Ausmaße an, ist aber grundsätzlich nicht verkehrt.
Die wichtigste Ressource allerdings gerät dabei leicht aus dem Blick: die Gemeinschaft. Der Homo Sapiens überlebt seit Jahrmillionen auf der Erde. Und er überlebt auch deswegen, weil er es versteht, zusammen zu halten.
Mit den Vorräten in der Speisekammer oder im persönlichen Bunker kommt man vielleicht vier Wochen weit. (Danach mag man vermutlich keinen Thunfisch mehr und kein Pumpernickel…) Aber auf lange Sicht geht’s nur mit anderen Menschen zusammen.
Das Wasser ist kalt? – Der Heizungsmonteur muss ran. Der Blinddarm ist entzündet? – Der Arzt muss ran. Das Haus ist von der Flut weggespült? – Alle müssen helfen mit Arbeit und mit Geld.
Zusammenhalt muss ständig geübt werden. Bei Feuerwehr- oder Sanitätsdienst ist es offensichtlich: nur wer regelmäßig mit den Kameraden übt, versteht sich wenn es drauf ankommt (fast) ohne Worte. Aber das gleiche gilt auch für jeden Musik- oder Sportverein: wir lernen uns kennen. Wir wissen, auf wen wir zugehen können und wer besondere Hilfe braucht, wenn es drauf ankommt.
Deshalb ist jeder Gesangverein und jeder Sportvereine im tiefsten Sinne „politisch“. Politik ist ja ein griechisches Wort. Die „Polis“ ist der Stadt-Staat im antiken Griechenland. Jeder der sich um den Zusammenhalt seiner Stadt bemüht, handelt daher „politisch“.
Auch für das Gegenteil hatten die Griechen übrigens einen Begriff: „idiotisch“. Als „Idiot“ wurde nämlich derjenige bezeichnet, der sich anstatt für das Gemeinwohl nur für das Eigene – griechisch das „idion“ – interessiert.
Wichtig ist im letzten Absatz das Wörtchen „nur“. Denn es ist ja beides wichtig. Es kommt darauf ab, das Gleichgewicht zu finden zwischen den eigenen Bedürfnissen (mein Urlaub, meine Benzinrechnung, meine Ruhe…) und dem Blick fürs Ganze.
Zusammenhalt muss geübt werden, und wird täglich auf die Probe gestellt. „Interessenausgleich“ braucht, dass Interessen zur Sprache kommen. Und „zur Sprache“ kommen bedeutet: dass sie nicht mit Gewalt erzwungen werden (liebe Traktor-Besitzer, GDL-Mitglieder und Sekundenkleber-Nutzer…). – Für all das haben wir ziemlich brauchbare Regeln: von der Gemeindeordnung über das Grundgesetz bis hin zu den Regeln der Europäischen Gemeinschaft.
Wichtiger als das Ergebnis ist dabei, dass die Spielregeln bekannt und eingeübt sind. Wenn DAS funktioniert, ist mir um Kernen genauso wenig bange, wie um das Zusammenleben in Europa. – Und das nenne ich dann „Prepping für Fortgeschrittene“.