„Es kann nicht die Aufgabe eines Politikers sein, die öffentliche Meinung abzuklopfen und dann das Populäre zu tun. Aufgabe des Politikers ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen.“ (Walter Scheel)
Unter dieser Webadresse – engelland.com – hatte ich seit 2008 meine Arbeit als Berater für Fach- und Wissenschaftsverlage dargestellt. Das war damals mein Broterwerb. Heute verstehe ich meine Arbeit für Wissenschafts-Kommunikation als persönliche Aufgabe. Mein persönliches Interesse an der Branche ist grundsätzlicher geworden. – Politisch.
Demokratie – die Ordnung, in der wir das Glück haben, zu leben – setzt voraus, dass wir gemeinsam „wissen wollen“. Es sind gerade die Feinde der Demokratie die behaupten, dabei ginge es darum, dass „das Volk“ bestimmt. – Es geht eben auch darum, dass wir uns nicht täuschen lassen. Dass Tatsachen zählen. Nur auf der Basis, dass wir alle an der Wahrheit interessiert sind, kann überhaupt ein Dialog über politische Entscheidungen stattfinden.
Meine Branche – die Wissenschaftsverlage – hatten eine Funktion in der Sicherung des gemeinsamen Wissens. Diese Funktion droht verloren zu gehen. Teilweise auch unter der dem Einfluss wohlklingender Forderungen: Alles erforschte sollte kostenlos für jedermann online erreichbar sein. „Open Access“ ist das Motto, das als politische Forderung wie als Wirtschaftsmodell der Demokratie einen Bärendienst leistet.
Wissenschaft ist immer eine Sache der Gemeinschaft. Nur im Dialog der Fach-Experten, im gegenseitigen Prüfen, Korrigieren, Bestätigen können wir ja Erkenntnis gewinnen und sichern. Bei diesem Dialog haben Wissenschaftsverlage einen Beitrag geleistet: als Infrastruktur. In einem Markt, wo lange Zeit Selektivität und Qualität entscheidende Wettbewerbskategorien waren. Das ändert sich gerade dramatisch; der Dialog wird stellenweise von Halbgarem und Pseudo-Forschung geflutet. Ein Gradmesser ist die Zahl der „zurückgezogenen“ Artikel: näheres unter Retractionwatch.
Die Verwässerung des wissenschaftlichen Dialogs – und wichtiger noch – die allgemeine Verfügbarkeit im Online-Raum haben auch Auswirkungen auf die breite Öffentlichkeit. Für jede noch so abseitige Meinung lassen sich heute „wissenschaftliche“ Belege herbeizaubern. Und die Möglichkeit, überhaupt zu Erkenntnis zu gelangen, wird geleugnet. Intellektuelle Faulheit kann sich auf zwei entgegengesetzte Weisen zeigen: „Ich glaube kritiklos, was ich glauben will“, oder auch „ich ziehe grundsätzlich in Zweifel, was wissenschaftlicher Konsens ist“.
Diesen Tendenzen eine „wissenschaftliche Haltung“ entgegen zu setzen und zu propagieren, ist eine meiner Triebfedern für das politische Engagement. Ich bin seit 2022 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Innerhalb der SPD engagiere ich mich im Wissenschaftsforum sowie auf der Ebene des Ortsverbands (Kernen-Korb) sowie des Kreisverbands (Rems-Murr).
Wenn Sie mir etwas mitteilen wollen, erreichen Sie mich über „joachim(at)engelland.com“.